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Wie der „Blinde zur Ohrfeige“ kam oder der Jo zu seinem Traumauto ….
(geschrieben von josilver am 20.12.2014)



Wie der „Blinde zur Ohrfeige“ kam oder der Jo zu seinem Traumauto ….



Wie der „Blinde zur Ohrfeige“ kam oder der Jo zu seinem Traumauto …. Der Blick durch die Küchengardinen erfreute mich überhaupt nicht. Draußen schien es ungemütlich zu sein. Leichter Nieselregen vermischte sich mit transparenten Schneeflocken. Es war im März 2005. Es war sieben Uhr in der Früh. Und es war Sonntag.

Im Büro wartete noch ein Bauleistungsverzeichnis auf mich, das dringend einer Korrektur bedurfte und das am nächsten Tag unbedingt verschickt werden musste.

Und so startete ich, OBWOHL ich angestellter Bauleiter und Architekt im öffentlichen Dienst bin/war (nunmehr in Altersteilzeit), wieder meinen alten, blauen Dreiergolf mit seinen 240.000 Kilometern auf dem Buckel und machte mich murrend und ohne Frühstück auf den Weg in`s Büro.

An einer Tankstelle in der Nähe stoppte mich ein gewisser Mangel an Kaffee, Zigaretten und dem allmorgendlich notwendigen Leckerli für den Magen.

Doch direkt rechts neben dem Eingang zur Tanke stand es dann da plötzlich zum Verkauf:

Das Auto, von dem ich schon so lange heimlich geträumt hatte. Ein SLK FL 200er Kompressor. In Silber. Auf dem Schild stand: 11.000 Kilometer gelaufen, 1. Hand, unfallfrei, 120 PS (!). Automatik, Teilleder, Soundanlage, Tempomat etc.. Scheckheftgepflegt und für 22.000 € zu haben. 3 Jahre alt. TÜV abgelaufen. Handynummer.

So etwas geht einem ja so einfach nicht wieder aus dem Kopf.

Vor allen Dingen, wenn man demnächst eh´ ein neues Auto braucht. Mein lieber Schwiegervater, der uns als VW- Rentner immer mit günstigen neuen Werkswagen versorgte, war leider schon lange verstorben. Und ein neuer Golf mit dieser Ausstattung lag damals bei knapp 30.000 €.

Deshalb schnell ein Anruf bei der bis heute seit 32 Jahren liebsten Ehefrau von allen. Doch halt!! Wie klang es mir noch glockenhell zwischen den Ohren: Bloooß kein Cabrio, da zieht´s immer so und rauscht so laut. Und Platz im Kofferraum ist auch meistens nicht; das Dach bläht sich immer so auf und und und…..

Na gut. Dann eben nicht. Schade.

Es wurde früher Nachmittag. Das Leistungsverzeichnis war in der Tüte und ich machte mich auf den Heimweg. Doch dabei ging es zu meinem Leidwesen wieder an der Tanke vorbei. Ein kurzer Blick. Er war noch da, … der SLK.

Wieder daheim. „Du, Frau, unser Golf wird auch nicht besser. Er hat schon soviel runter und muss im April zum TÜV. Dein Lupo ist ja fast neu und topp in Ordnung, aber der Golf ….?“.
Keine Antwort. 30 lange Minuten später: „Duuu, Rosi, an der Tanke oben am Kreisel steht ein schöner Gebrauchter. Nur 120 PS, Automatic und mit Klima und so. Und nur 22.000 €. Er hat nur 11 Tausend gelaufen und ist nur drei Jahre alt.
Wollen wir uns den mal anschauen ?? Vielleicht ist er morgen ja schon weg“.

„Na meinetwegen“. Gesagt, getan.

Wir standen vor dem Wagen. Es nieselte noch leicht und etwas dunkel wurde es auch schon. Meine Frau strich sich gefährlich langsam durch´s Haar. „Ja aber der hat ja nur zwei Sitze. Und so niedrig ist er auch. Kommst du da überhaupt rein ?? (ich bin g´rad mal 1,70!). Hat er denn auch einen Kofferraum ?? Und Silber ?? Aber schick ist er ja trotzdem. Kann man den mal aufschließen ??“

„Nö“ sagte der Tankwart „Das Cabrio steht nur von einem Kunden hier“.

Riesen Augen !!! Kopfschütteln und dann DER für mich immer unvergessliche Satz meiner lieben Frau: „Cabrio ? Na gut. Wenn er DIR gefällt“. Mir gefiel er ja. Aber ihr wohl auch. Versteh´einer die Frauen.

Der Rest ging dann fast ganz schnell. Den Verkäufer angerufen und am nächsten Abend Besichtigung an der Tanke mit Autoschlüssel, aber ohne Frau. Sie musste im Büro bleiben.

Ein durch und durch vertrauenswürdiger Verkäufer (Pensionär), der den Wagen mal für seine Frau gekauft hatte, aber der ihnen dann für die Fahrten ins Ferienhaus nach Holland ein wenig zu klein geworden war.

Das Auto war wirklich topp und weil es keinen TÜV hatte, gab man sich bei 21.700 € die Hand. Unter Männern wurde natürlich Barzahlung und ein ADAC- Kaufvertrag für den nächsten Nachmittag beim Verkäufer zuhause vereinbart.

Dann, es war mittlerweile früher Abend geworden, eine völlig neue Erfahrung in der Postbank. „Soviel Geld haben wir nicht da. Da müssen sie morgen Vormittag noch mal kommen“. Schwellhals und Schnappatmung wechselten einander ab. Man hat ja sonst nix zu tun. Erst der von mir herausgepresste Satz „Ich will MEIN Geld aber SOFORT zurückhaben!!“ beschleunigte die Beamten/innen ein wenig und nach einer dreiviertel Stunde verlies ich kopfschüttelnd und mit einer dicken Rolle 50er und 20er Euroscheine in der Hosentasche die Bank. Jetzt wird alles gut.

Der nächste Nachmittag. Es ist, wie vereinbart, pünktlich 15.00 Uhr. Die Sonne schiebt sich ein wenig durch die lichtgrauen Wolken. Eine sehr schöne Wohngegend, ein schickes Haus mit einem offenen Garagentor. Darin ein glänzender SLK. Hier war ich richtig.



Auf dem Tisch steht eine Tasse mit lecker duftendem Kaffee. Daneben liegt ein KFZ- Brief. Der Kaufvertrag ist unterschrieben. Ich greife zur Brieftasche und lege ein dickes Päckchen Geldscheine daneben.

„Hm“ macht der Verkäufer. Es täte ihm jetzt sehr leid, aber seine Frau, die in einer Bank arbeitet, hätte noch beim Frühstück gesagt, dass Barzahlung heutzutage nur noch unter Männern am oder unterm Tresen stattfindet. Da könnten ja schließlich auch ein paar Blüten drunter sein.
Man schaute sich fragend an, gab wieder einmal still den Frauen recht und vereinbarte einen Termin am nächsten Tag in der Bank.

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel am nächsten Mittag. Aber doch recht frisch. In der Bank im Nachbarort macht der Zähl- und Prüfautomat für Geldscheine laut „Klack“, blinkt grün und zeigt 21.700,00 € an.

„Das ist OK“ sagt die freundliche und hübsche Bankangestellte und gibt mir, weil sie ja die Ehefrau des Autoverkäufers ist, KFZ-Brief, - Schein, zwei Autoschlüssel und die Mappe mit den Fahrzeugunterlagen in die Hand.

„Jetzt gehört er ihnen. Geben sie gut auf ihn acht und gehen sie liebevoll mit ihm um. Ich habe sehr daran gehangen. Ein wirklich tolles Auto. Aber er wurde uns einfach zu klein. Und weil ich nur vormittags arbeite, fahren wir jetzt zu uns nach Hause. Sie können ihn dann gleich mitnehmen“.

Sie hatte mich dann noch bis zum Auto gebracht. Unser alter Golf stand einsam abseits und abholbereit am Straßenrand und ich saß das erste Mal in meinem Leben in einem SLK.



„Noch eine kleine Bitte…“, sagte sie lieb durch das offene Fenster, „Wechseln sie das Kennzeichen bitte nicht. Damit ich ihn immer wieder erkenne, wenn wir uns begegnen“. Ich versprach es und habe das bis heute gehalten.

Nun fuhr ich das erste Mal mit meinem SLK. Und zwar direkt zum TÜV. Dort keine Probleme. Und auch das ist bis heute so geblieben.



Heute, das sind fast 10 Jahre Zeit und 180.000 Kilometer später. Der SLK war nahezu jeden Tag im Einsatz. Alle Fahrten ins Büro und auf die Baustellen.



Fahrten aus Jux und Tollerei, in den Urlaub und zum Einkaufen. Fahrten zu Verwandten, Bekannten, Hochzeiten, Kindstaufen, Beerdigungen und und und …

Und obwohl er dabei Tag und Nacht immer draußen stehen musste, hat der brave SLK das alles nicht übel genommen. Bis heute läuft er, bei guter technischer und leichter optischer Pflege, ohne Murren und Knurren einwandfrei und hat die Werkstatt von innen nur zu kleineren Reparaturen und zu den allfälligen Inspektionen gesehen. Er mich nur ein einziges Mal im Stich gelassen (Batterie nach 7 Jahren leer).

Dieses Auto macht einfach nur Freude.

Aber die meiste Freude bereiten mir die nicht seltenen Momente, in denen meine liebe Frau die Nase durch den Türspalt steckt und sagt: “Du, Jo, draußen scheint die Sonne. Lass´ uns doch mal ´ne Runde im SLK drehen. Ist doch so schön mit offenem Verdeck !!!! Weil sie ja Cabrios eigentlich nicht mag …..

josilver







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