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Erzgebirg-Tour
(geschrieben von Bärnd am 28.08.2014)


Erzgebirg-Tour

Mit MBSLK.de sind wir immer gern unterwegs. Hört sich jetzt an wie Reklame für ein Reisebüro - aber genau das ist es eben nicht. MBSLK als Internet-Community zeichnet sich dadurch aus, dass es von den Aktivitäten seiner Mitglieder lebt und das macht es immer wieder so reizvoll, gemeinsam auf Tour zu gehen. Und da kommen immer wieder Ideen auf, die uns in Gegenden führen, die wir vorher nie gesehen haben. Gut, schon in 2012 haben wir uns im Erzgebirge getroffen, Dresden besichtigt und die kurvigen Sträßchen im Elbsandsteingebirge unter die Räder genommen - aber was Sven & Tine für dieses Jahr geplant hatten, das war wirklich mal wieder was Neues.

So viel zu dem Teil dieses Berichts, den man gemeinhin mit "Einleitung" umschreibt. Also ja, die Tour fand vom 1. bis 4. Mai statt und es war eine Tagestour und ein Besuch in Prag geplant. Diese mit dem Bus, was bei einer Sightseeing Tour ja durchaus sinnvoll ist.

Einige Tage vor diesem verlängerten Wochenende wurde es dann konkreter. Ein Mail mit zahlreichen Anhängen flatterte in's Haus (kann man das heute eigentlich noch so schreiben ;-) ?) und schon war klar: whow - wo ist das denn? OK, die Unterkunft im Waldhotel am Aschergraben in Geising bei Zinnwald, direkt an der Grenze zu Tschechien, die Ecke kannten wir schon irgendwie. Aber die Oberlausitz als Ziel der Ausfahrt, das war ein weißer Fleck auf unserer Landkarte. Rothenburg kannten wir bisher nur als romantisches Städtchen oberhalb der Tauber und nicht als ehemaligen NVA Flughafen direkt an der polnischen Grenze. Aber so lernt man dazu. Zuerst waren am 1. Mai aber 540 Kilometer Anfahrt zu bewältigen, vorzugsweise auf der Autobahn, denn wir wollten ja erstmal nur hinkommen. Dem stand auch nichts im Wege, kaum Verkehr und eine wunderbar ausgebaute A4 mit drei Spuren, die einem schon den Gedanken an eine V-Max Aufhebung nahelegte. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so lange konstant so schnell gefahren zu sein. Das aber nur nebenbei, denn wir wollten ja nicht auf der Autobahn rasen sondern schöne kurvige Landstraßen im offenen SLK genießen.

ein nebliger Morgen


Das war das Thema am Freitag. Wobei sich das rechte Cabrio-Feeling nicht unbedingt gleich einstellen wollte, was dem Wetter geschuldet war. Positiv war zu vermerken, dass es nicht regnete. Ansonsten hatten wir so etwa 8 Grad (plus) und Nebelschwaden zogen durch die dichten Wälder des Erzgebirges. Was aber fast alle nicht daran hinderte, die Tour mit offenem Dach zu beginnen. Schließlich sind wir ja keine Weicheier ...

Gut gelaunt ging es erstmal in Richtung Elbe - wirklich schade, dass man landschaftlich kaum was mitbekam, da von Fernsicht keine Rede sein konnte. Die Streckenführung war jedenfalls gut gewählt, die kleinen Nebenstraßen waren frei von störendem Verkehr und schön kurvig. Die Festung Königstein tauchte kurz im Blickfeld auf und in Bad Schandau überquerten wir die Elbe und näherten uns der Lausitz. Die Landschaft änderte sich merklich. Auffallend waren in der hügeligen Gegend die riesigen Rapsfelder, die gerade in voller Blüte standen. Nicht auszudenken, was das für Aussichten gewesen wären wenn nicht ... ja, wenn nicht dieser Nebel unsere Welt erheblich verkleinert hätte. Aber auch so ergaben sich schöne Motive.

Rapsfelder in der Lausitz


Interessant auch die kleinen Ortschaften. Für mich war auffallend, dass doch etliche Häuser sehr schön renoviert waren. Klar, es gibt immer noch einige Ruinen, Spuren aus DDR-Zeiten, aber auch viele liebevoll restaurierte Anwesen in einem Baustil, der mir in dieser Form neu war. Umgebinde nennen die Fachleute (und natürlich auch die Einheimischen) diesen Stil. Drei Fensterbögen heben sich deutlich vom Rest des Hauses ab, denn sie ´umbinden´ die „gute Stube“ des Hauses. Wie üblich weiss Tante Wiki näheres zu diesem Thema. Während diese architektonische Besonderheit charakteristisch für das Zittauer Mittelgebirge war, hatte die Oberlausitz endlose Kiefernwälder zu bieten. An einem heißen Sommertag muss das hier toll riechen! Aber wir hatten es ja leider zu kühl und so behielt Pinus sylvestris ihre Duftstoffe für sich. Ihr seht, ich hab inzwischen reichlich gegoogelt ... Was ich aber auch nach reichlichen Recherchen im Internet nicht klären konnte ist die Frage, warum diese Kiefernwälder in der Oberlausitz alle offensichtlich das gleiche Alter haben. Jeder Baum sieht identisch aus und diese Wälder müssen alle in etwa zur selben Zeit angelegt worden sein. Natürlicher Wald sieht jedenfalls anders aus. Ob das ganze etwas mit dem Braunkohletagebau zu tun hat, dem in dieser Gegend ganze Dörfer zum Opfer fielen - keine Ahnung. Wir bewegten uns auf unserer Tour eigentlich südlich der rekultivierten Fläche, dem Lausitzer Seenland.

C&W Flair


Einen ungewohnten Anblick bot auch das Ambiente unserer Mittagspause. Mitten in diesen endlosen Kiefernwäldern ein Ort namens Kosel mit knapp 500 Einwohnern und einer Lokalität namens Sweet-Water Station. Wer da nicht neugierig wird .... und tatsächlich fanden wir uns in einem stilgerechten Saloon mitten im Wilden Westen wieder! Genial! Da wir fast 50 Personen waren, wurde für uns ein Buffet aufgebaut. Schöne Sache! Fehlte nur noch, dass auf der stilgerechten Bühne eine Country-Band aufspielen würde ... aber man kann nicht alles haben ;-) .

eine alte MIG


Ein ganz anderes Highlight erwartete uns nur wenige Kilometer weiter östlich. "Östlich" sollte man betonen, denn viel weiter in diese Richtung hätten wir auf deutschem Boden nicht kommen können. Bis ca. 500 Meter vor die polnischen Grenze hatte uns die Tour geführt, das war hier übrigens die Neiße (Oder-Neiße Linie, da war doch was). Eingebettet in diese endlosen Kiefernwälder galt es den ehemaligen NVA-Flugplatz Rothenburg zu besichtigen. Der ist inzwischen natürlich nicht mehr militärisch genutzt und was da an historischen Kampfjets rum steht ist wirklich nicht mehr flugfähig - was sicher auch besser so ist. Jedoch hat man dort gesammelt, sowohl Flugzeuge des Ostblocks als auch ihre Pendants auf Seiten der NATO, und ein ehemaliger Feuerwehrmann des Flugplatzes erklärte uns den geschichtlichen Zusammenhang und jede Menge technischer Hintergründe. Was richtig interessant war, nur ... nur leider war es saukalt und der Wind pfiff ekelhaft um die Exponate. So hielt leider nur der harte Kern der Interessenten bis zum Ende der Führung durch und immer mehr suchten den Schutz der Gebäude auf.

Die Rückfahrt führte uns durch die verträumte Landschaft der Oberlausitz wieder zurück in Richtung Elbe. Was etwas irritierte - es war kurz vor den Europawahlen - waren die überaus vielen Wahlplakate der NPD. "Masseneinwanderung stoppen" - als ob sich in den dünn besiedelten Dörfern hier die Migranten nur so auf die Füsse treten würden ... dabei hatten wir seit bestimmt drei Stunden noch nicht einmal eine Döner-Bude gesehen!

Beim Grillen am Abend stand dann nur der Grill draussen. Diejenigen, die oben in Zinnwald wohnten, berichteten von ersten Schneeflocken ... Am Samstag morgen erwartete uns der Bus. Ein richtiger Reisebus, mit Fremdenführer, Instant-Kaffee und Kleinverkauf an alkoholischen Getränken. Nein, MBSLK-Heizdecken und MBSLK-Geschirrsets waren noch nicht im Angebot. Aber so konnten wir den Trip nach Prag richtig genießen, ohne Parkplatzsorgen und Angst um unsere schönen SLKs - eine tolle Idee! Die Hinfahrt nutzte unser Fremdenführer zu einigen Informationen über unser Tagesziel, die von den meisten der Teilnehmer aufmerksam und sehr konzentriert verfolgt wurden ;-) . In Prag ist sehr viel los, da hatte uns der Guide schon vorgewarnt. Samstags besonders, allerdings heute bei nicht so gutem Wetter vielleicht etwas weniger. OK - wir wurden also an einer Moldaubrücke ausgesetzt und erstmal in der Horde durch die Stadt geleitet.

Bustouristen


In Prag ist wirklich sehr viel los! Genauer gesagt: in Prag ist die Hölle los. Wer Kommunikationsprobleme hat und Anschluss sucht, der stelle sich einfach mal an die Karlsbrücke, hebe einen Schirm oder ähnliches in die Luft und spreche ein paar Worte. Schon hat er eine Gruppe Touristen um sich geschart, die ihm bereitwillig folgen werden. Aber Prag ist eine Reise wert, definitiv! Unser Programm sah als erstes eine geführte Tour durch die Altstadt vor, danach hatten wir drei Stunden zur freien Verfügung bevor uns der Bus wieder einsammelte.

Prag hat laut Wikipedia ca. 1,2 Millionen Einwohner - ich persönlich glaub das aber nicht. Eigentlich besteht die Stadt nur aus Touristen und für Einwohner hat's da gar keinen Platz. So jedenfalls fühlt es sich an. Die Führung war sicher interessant, mitbekommen hab ich aber kaum was. Wegen der Menschenmasse war kaum etwas zu verstehen, allerdings hatten wir einschlägige Reiseführer im Gepäck und waren vorbereitet. So konnten wir wenigstens nachvollziehen, wo wir gerade waren. Sagte ich schon, dass Prag eine tolle Stadt ist? Man sollte nur mehr Zeit haben. Um 12 Uhr waren wir pünktlich am Altstädter Rathaus, um zusammen mit gefühlten 100.000 anderen Touris das Glockenspiel zu hören. OK, da geht dann ein Türchen auf und zwei Figuren kommen raus ... es gibt sicher schöneres in Prag.

Karlsbrücke


Nach der Führung wollten wir eigentlich hinauf zum Hradschin um die Prager Burg zu sehen - aber die Zeit war einfach zu knapp. So schlenderten wir durch die Gässchen auf der Kleinseite, fanden noch ein nettes Bistro für einen Snack und jede Menge Fotomotive. Wobei wir da in bester Gesellschaft waren: hier wurden z.B. die Anfangsszenen von "Mission Impossible" gedreht. Jedenfalls werden wir uns diese Stadt noch mal in Ruhe ansehen, diese erste Kurzvisite machte Lust auf mehr! So brachte uns dieser Tag viele tolle Eindrücke, müde Füße und die Erkenntnis, dass Bustouren auch ganz schön sein können.

Wir hatten an diesem letzten Abend der Erzgebirgstour natürlich reichlich Gesprächsstoff und sicher werden Sven & Tine nicht das letzte Kapitel in dieser Erfolgsstory geschrieben haben. Die Gegend ist einfach schön und hat einiges zu bieten, was man leicht an unseren Bildern sehen kann. Und beim nächsten mal sind wir sicher wieder mit dabei!

Bernd & Ingrid






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