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007 jagt Walter Röhrl
(geschrieben von Pewie am 12.06.2014)


007 jagt Walter Röhrl


Auch in diesem Jahr ging es auf große Fahrt mit unserem SLK, dieses Mal an die Côte d´Azur.

Wieder in Begleitung unserer schwäbischen Freunde, die, anders als bei der letzten Tour durch die Dolos,
http://www.mbslk.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1013

nicht mehr im BMW-Cabrio dabei waren, sondern - wenngleich angemessen motorisiert - mit ihrem neuen AUDI-A5-Cabrio; mancher lernt es eben nie ;-).
Auch bei dieser Tour erfolgte die Anreise aus dem Norden in bewährter Weise mit dem DB- Autoreisezug ab Hbg-Altona (ab 22.00 Uhr) nach Lörrach (an 10:00 Uhr). Der Preis hierfür ist zwar recht happich, dafür wurden wir aber auch nicht ausgeraubt, was in letzter Zeit auf dieser Strecke leider häufiger vorkam.
http://www.badische-zeitung.de/loerrach/erneut-autozug-zwischen-loerrach-und-hamburg-ausgeraubt--65174902.html
Nun gut! Ausgeschlafen, frisch geduscht und herzlichst Empfangen von unseren Freunden ging es dann auch gleich in Richtung unseres ersten Zwischenziels nach Sisteron in Frankreich (600 km).

Um möglichst schnell in das gelobte (Kurven-) Land der Seealpen zu gelangen, war die erste Etappe überwiegend auf Autobahnen oder Schnellstraßen geplant, denn wir hatten leider nur etwas mehr als eine Woche Zeit für die gesamte Tour und das war ziemlich knapp bemessen. Hierfür galt es trotz nur weniger Kilometer auf Schweizer Autobahnen eine Jahresvignette zu erstehen (35 €) und auf Frankreichs Autobahnen alle Naselang einige Euros in den Auffangkorb des Schrankenhäuschens zu werfen. Der Gegenwert hierfür waren allerdings top Autobahnen mit wenig Verkehr jedoch spaßbefreiendem Tempolimit an das zu halten sich zudem gebietet. Mein ansonsten sehr zuverlässiges Copilot-Navi verweigerte nämlich in der Schweiz und in Frankreich seine Mitwirkung beim Auffinden von festen Radarfallen. Vor diesen wird zwar meist vorher durch entsprechende Beschilderung deutlich gewarnt, dennoch gilt: Vorsicht ist die Mutter des Punktkontos.


Sisteron liegt an der Route Napoléon und zeichnet sich durch seine über der Stadt thronende Zitadelle aus, die in jedem Fall besucht werden sollte. Mittels Audio und Videoinstallationen wird dem Besucher dort Geschichte auf abwechslungsreiche Weise näher gebracht. Doch allein der Ausblick von hoch oben ist schon ihr Besuch wert















Gewohnt haben wir etwas außerhalb des Ortes nahe Sigoyer, einem kleinen Bergdorf mit einem Restaurant "ganz nah am Abgrund" und einem sagenhaften Ausblick über die gesamte Gegend.



Auch das dort Gekochte und vor allem die regionalen Weine verdienen mehr als nur Beachtung. Doch Obacht! Auf dem Rückweg zu unserer Herberge den Berg herunter, es war bereits dunkel, sprang mir auf der kurven- und serpentinenreichen sehr schmalen Zuwegung ein Reh vor das Auto und nur dem Glück und guten Bremsen ist es zu verdanken, dass beiden nichts passierte. Zwar zierten einige Haare des Wildbrettes von nun an meinen Kühler, doch einen Schaden konnte ich nicht feststellen.
Daher darf unterstellt werden, dass auch das Reh mit nur einem blauen Fleck davonkam.
















Unsere nächste Etappe sollte uns nach Tourrettes sur Loup (250 km) bringen. Der Weg dorthin führte uns über wunderbar ausgebaute kleine Landstraßen, wie überhaupt der Zustand der Straßen bis in den kleinsten Winkel hinein immer perfekt war. Das allein ist schon einen Urlaub für den diesbezüglich nicht verwöhnten deutschen Autofahrer wert.
Die eigentlich recht kurze Strecke wurde durch den Besuch des Canyon du Verdon, eines der ersten Highlights unserer Reise, ausgedehnt.



Eine nur in eine Richtung zu befahrende Straße führt den Naturliebhaber kurvenreich um den gesamten Canyon – gerne auch als „Grand Canyon Frankreichs bezeichnet - herum und man ist gut beraten, viel Zeit für Fotostopps einplanen.
Zu schön ist das Gesehene. Selbst die Ornithologen unter uns müssen nicht lange warten, bis ein oder auch mehrere große Steingeier auftauchen deren Flug man angesichts der eigenen Höhe teilweise sogar auf Augenhöhe von oben beobachten kann.

Überhaupt haben wir die Flora und Fauna im Mai sehr genossen. Alles blühte und zeigte sich in vielfältigsten Farben. Das Fahrvergnügen wurde zudem von nur sehr wenig Verkehr beeinträchtigte. Weder waren schon Wohnmobile noch Motorräder in nennenswerter Anzahl unterwegs. So gehörten uns über lange Strecken hinweg die Land- und Passstraßen allein.



















Tourrettes sur Loup ist - eine knappe Stunde von Nizza entfernt - ein ganz kleines, auf den Ausläufern der Seealpen gelegenes Städtchen mit wunderschönen gepflegte Gässchen. Meines Erachtens ebenso schön wie z.B. das mehr bekannte Eze, weil weniger kommerzialisiert und dadurch noch ursprünglicher.



Die "Hanglage" bescherte uns zudem in unserer Unterkunft einen atemberaubenden Blick direkt aus dem Bett über die Côte d´Azur.



Von hieraus starteten wir vier Tage lang unsere Ausflüge.

Fest eingeplante hatten wir eine Tagestour zum Cole de Turini . Den Rallyefahrern unter uns bekannt von der "Nacht der langen Messer" im Rahmen der Rallye Monte Carlo. Ein absolutes Must für den engagierten SLKler, zumal auch hier kaum Verkehr, Kurven als auch Landschaft das Roadster-Herz höher schlagen ließ. Am Gipfel angekommen, ist eine Rast im legendären Hôtel les Trois Vallées Pflicht, in dem schon alle Rallyegrößen ihre Siege und Niederlagen feierten.



Eine weitere Tour führte uns auf den Spuren von James Bond auf die Corniches. zwischen Menton und Monaco. Monaco, Nizza oder gar Cannes solltet Ihr von der Besuchsliste streichen. Selbst im Mai war es hier schon unangenehm voll und wir standen fast nur im Stau, der in der Hauptreisezeit den "Charme" der Cote d´Azur ausmachen soll.
Corniche bedeutet Klippe oder Klippenstraße. Da die Felsen der Seealpen in dieser Gegend direkt ins Meer hinabtauchen, handelt es sich bei allen drei Straßen um Corniches. Die unterste Straße nennt sich Corniche Inférieure oder auch Corniche du Litoral. Sie führt von Menton bis Nizza direkt an der Küste entlang.
Die Grande Corniche ist die berühmteste Panoramastraße der Welt; Cineasten unter uns wissen, dass der James Bond Film "Golden Eye" mit einer spektakulären Verfolgungsjagd beginnt. James Bond jagt die russische Kampfpilotin Xenia Onatopp, sie in einem Ferrari, er in einem nicht weniger schnellen Aston Martin DB5. Die Verfolgungsjagd spielt sich genau auf dieser Straße zwischen Menton und Monaco ab.
Sie verläuft zum Teil in schwindelnder Höhe bis über 500 m über dem Meeresspiegel. Über Monaco erreicht sie 450 m Höhe.



Die Ausblicke beschränken sich dabei nicht nur nach unten in Richtung Meer, sondern bei klarer Sicht sieht man auch ins Landesinnere - bis zu 4.000 m hohe Gipfel im Hintergrund. Wo auf der Welt sieht man sonst 4.000 m hohe Berge und das Meer von einem Fleck aus?















Einmal auf der Grande Corniche angekommen, fährt man sie – zwar nicht so schnell wie James Bond - bis zum Ende mit zahlreichen Stopps durch. Die Strecke ist nicht stark befahren, so dass man auch mal mitten auf der Strecke anhalten kann, um ein Foto zu schießen. Die faszinierendsten Blicke hat man meiner Meinung nach vom Col d'Èze aus 512 m Höhe aus oder vom benachbarten Belvedère d'Eze. Am meisten hat mich dabei der Blick auf das Cap Ferrat von oben beeindruckt. Unvergesslich ist auch der Blick von der Grande Corniche auf das Bergdörfchen Eze



Weiterhin ist das ziemlich genau zwischen Nizza und Antibes, im malerischen Hinterland der Côde d´Azur liegende Künstlerdorf St. Paul de Vence für einen Besuch gut. Auf einem felsigen Hügel bietet das Dorf einen phantastischen Anblick.
Mit seinen verwinkelten Gassen, in denen sich Ateliers, Galerien und Andenkenläden aneinander reihen hat uns dieser Ort mit am besten gefallen, weshalb ich eine absolute Empfehlung für seinen Besuch ausspreche, zumal das Parkproblem mittels eines in den Fels platzierten Parkhauses elegant gelöst wurde.









Auch Antibes, wenngleich schon etwas größer, sollte angefahren werden. Hier ist anschaulich dargestellt, was neben schönen Autos noch so alles auf die Wunschliste des Lebens gehört.



Doch auch Gourdon soll nicht unerwähnt bleiben, wenngleich es noch viele weitere Sehenswürdigkeiten zu besichtigen gäbe. Aber die Woche war herum und wir traten die Heimreise an.

Etwas geruhsamer als auf der Hinreise hatten wir hierfür einen Tag mehr und dafür einen Zwischenstopp in Echenevex eingeplant. Der Ort liegt auf 590 m ü. M., etwa 15 Kilometer nordwestlich der Stadt Genf aber noch in Frankreich am Fuß des Juras. Hier nächtigten wir im Hotel Auberge Des Chasseurs und genossenen zum Abschluss neben dem umwerfenden Blick über Genf hinweg auf das Mont-Blanc-Massiv ein ausgezeichnetes Menü im hoteleigenen Restaurant.



Von dort brachen wir am letzten Tag, immer auf der französischen Seite bleibend, bis kurz vor dem Ziel nach Lörrach auf und stellten fest, dass das Jura und später das Elsas auch eine Reise wert sein könnte.
Aber das wird ggf. eine andere Story.
Wenn ich die anderen Unterkünfte - entgegen meiner sonstigen Reiseschilderungen - nicht erwähnt habe liegt es einfach daran, dass es sich um sehr kleine aber feine Kleinode französischer Gastlichkeit mit nur sehr wenigen Zimmern handelt, die ich gerne im Interesse weiterer Verfügbarkeit für mich nicht der Öffentlichkeit preisgeben möchte. Sucht einfach selber mittels booking.com o.ä.. Ihr werdet erstaunt sein, wie preiswert und bezaubert teilweise das Angebot an der Côte d´Azur ist, wenn es nicht gerade direkt Nizza oder Cannes sein muss.

Für Interessierte nochmals der Hinweis: Meidet die Autobahnen und habt Mut, die Route so zu planen, dass auch kleinste Straßen Berücksichtigung finden. Es lohnt sich! Sie sind durchweg gut in Schuss. Und keine Angst vor einem Tempolimit. Wo in Frankreich teilweise 90 km vorgeschrieben sind, würde man in Deutschland bestenfalls 60 zulassen. Ich fühlte mich jedenfalls trotz ambitionierter Fahrweise niemals gegängelt.

Vive la France

Pewie






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