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Ferropolis, oder: Mehr als nur ein Mercedes-Treffen
(geschrieben von Achim55 am 11.09.2013)


Ferropolis hört sich schon mystisch an. Ferro, lateinisch für Eisen und Polis im Altgriechischen für Stadt, ist eine kulturhistorische Stätte bei Gräfenhainchen im ehemaligen Braunkohletagebaugebiet in Sachsen-Anhalt. Heute Museum und Veranstaltungsgelände für große Open-Airkonzerte. Die kaputten Buchsen und Ärzte waren noch vor kurzem da.

Gehört hatte ich von Ferropolis schon vor fast 10 Jahren, dass hier alte Technik aus dem Braunkohletagebau gesammelt wurde und der Ort zu einem Ausstellungs- und Veranstaltungsgelände ausgebaut worden war. Die Homepage zeigt interessante Eindrücke www.ferropolis.de und mein Wunsch war, dies einmal live zu sehen.

Die Ankündigung, dass ein Mercedes-Treffen mit Ausfahrt am 31. August 2013 dort hin stattfinden sollte und ich mit meinem Neubesitz in Blau mal eine richtig schöne lange Tour machen könnte, war natürlich schon ein Grund zu diesem Treffen zu fahren.

Dann ist Dessau, die Stadt mit dem berührten Bauhaus und die Wörlitzer Gärten nur wenige Kilometer entfernt. Das waren Gründe genug die lange Tour mal eben an einem Wochenende zu erleben.

Voraussetzung zur Wochenend-Tour war, dass der kleine Blaue „Shark“ sein Lüfterproblem in den Griff bekommt, denn immer wieder wurde das Kühlwasser zu heiß, wenn man im Stau stand. Nur beherzte Heizungsorgien sorgten für problemloses Weiterfahren.

Freitagabend, der Tank verlangt nach Nachschub für viele Kilometer und wird eben schnell noch randvoll gemacht. Nur mit dem Putzen klappt es nicht, denn der einsetzende Nieselregen macht jeden frommen Wunsch nach einem blinkenden Auto zu Nichte. Also am frühen Samstagmorgen, um kurz nach 6 Uhr, alles Nötige ins ungeputzte Auto gepackt. „Fahr gut, mein Shark“, und mit einem Streicheln über das Armaturenbrett fahren wir, meine Partnerin Bärbel und ich, los. A59, A42, A45, A2, A1, A44, A7, A38. Kurz vor dem „Tunnel der Deutschen Einheit“ signalisiert mir die gelbe Lampe im Armaturenbrett, dass sich eine der Lampen um uns herum verabschiedet hat. Am Autohof bei Sangershausen muss erst ein Kaffee und ein Brötchen in uns rein, bevor die H7 Birne links gewechselt wird. Klasse, endlich mal Platz zum Wechseln, an dem nicht verbogene Finger die Wechselei zur morgendlichen Fluch Attacke werden lassen.
Nach den weiteren wenigen Kilometern über die A143 und dann B80 und B100 durch Halle, erreichen wir das Einkaufscentrum Halle-Peissen, wo schon an der Kreuzung die wartenden Sterne auszumachen sind. Wir biegen auf den Parkplatz ein und parken neben dem einzigen von uns erkanntem SLK.
Hey, da hatten sich doch schon Vier bei MBSLK angemeldet und gut 20 Minuten vor dem offiziellen Start sind wir nur zu Zweit? Aber was um uns steht, ist sehenswert und es lohnt sich, sich mal vorab bei den anderen Sternen umzusehen.

Man ist unter Freunden und schnell ist Kontakt gefunden und die Benzin-Gespräche werden zum kurzweiligen Zeitvertreib. „Was hast Du für eine Maschine drin? Noch Original oder was verändert? Wo kommst Du her, das Kennzeichen kenne ich nicht? Wo liegt das? Oh, da hattest Du aber eine weite Anreise!“
Es findet eine kurze Fahrerbesprechung statt, bei der geklärt wird, wie und woher man fährt. Ziel ist eben Ferropolis. Und nach der Fahrzeugaufstellung ist auch schon Start vom Parkplatz. Viele „Samstags-Einkäufer“ lassen uns vorfahren, damit die Abfahrt zusammen erfolgen kann. Ich bin das 5. Fahrzeug und habe das Glück immer noch rechtzeitig über die wenigen zu passierenden Ampeln zu kommen. Es erfordert trotzdem einen „Halt“, um alle Fahrzeuge wieder zusammen zu führen. Die Chance, die Sternenautos auch mal in einer Reihe zu fotografieren. Und weiter geht es gut 60km um das Betriebsgelände „Ferropolis“ bei Gräfenhainchen zu erreichen. Hier werden wir mit dem Eintrittskarten-Block empfangen und es gibt für jeden Teilnehmer erst einmal Getränke ins Fahrzeug gereicht.
Die alten Stahlkollosse mit ihrer urtümlichen Ausstrahlung sind der krasse Gegensatz zu den weichen Formen unserer Autos. Wir fahren in die Arena und nehmen nach Anweisung Aufstellung. Zwischenzeitlich sieht man, dass die Schlange an der Einfahrt nicht endet und es kommen über 70 Fahrzeuge (meine Zählung) hier nach Ferropolis.
Es reizt, sein Fahrzeug im Gegensatz zur alten Technik zu fotografieren und so fällt die Entscheidung bei uns aber erst einmal, den Imbiss „Kolbenfresser“ aufzusuchen und wir essen einen Teller leckeren Kesselgulasch. Das ebenfalls angebotene frisch Gezapfte wäre nicht schlecht……….. aber nicht, wenn ich fahren muss.
Jetzt ist Zeit sich alle Fahrzeuge mal in Ruhe anzusehen. Wieder Benzingespräche, alles aufnehmen und die Tipps und Tricks irgendwie merken. Lohnt sich schon, bei gleichen Interessen sich auszutauschen. Dann ist es Zeit, sein Auto abzulichten und wir fahren in der Arena von Bagger zu Bagger oder zum See. Autos und Szenen werden zwar nicht mehr auf die Platte oder auf den „Tesafilm“, aber ganz zeitgemäß auf den Chip gebannt. Klasse das Licht, denn Schatten von großen Baggern zu den drohenden Regenwolken mit teilweise verdecktem Sonnenlicht geben tolle Reflexe. Dazu ertönt über die Lautsprecheranlage der Motorensound von Fahrzeugen, die nach vorne ans Micro gebeten werden. Den Anfang macht eine C-Klasse mit V8! Klasse Sound. Aber ich bin da verwöhnt und versaut. Ich liebe den Sound aus 16,5 Litern Hubraum von einem Scania V8 mit Sidepipes mit dem „Schaltschnachen“ beim Gaswechsel. Aber trotzdem war es klasse.

Ich werde gefragt, wie viel Kilometer Anreise ich hatte, denn........... Gegen 15:30 werden die 3 ausgestellten Pokale ins Spiel gebracht. Unter der Wahl der Teilnehmer wird das schönste Fahrzeug gewählt. Den zweiten Pokal bekommt das älteste Fahrzeug. Und den 3. die weiteste Anreise: Ich werde mit meinem Fahrzeug nach vorne gerufen und habe mit meinen 460 Kilometern bis Halle die weiteste Anreise aller Teilnehmer. Klasse, ich und einen Pokal !!! Bei der dann von mir zu gebenden Erklärung, warum ich nach Halle/Ferropolis gekommen bin, kommen natürlich auch der letzte Reisepunkt und Grund zur Sprache, wozu man uns viel Spaß wünscht.

Die ersten Teilnehmer beginnen mit der Abreise, aber wir haben noch nette Gespräche mit dem Veranstalter. Ich bestätige ihm eine tolle Organisation, denn man hat sich wohl gefühlt hier und auch die Location war einfach klasse. Irgendwann verabschieden wir uns und fahren vom Gelände weiter zu unserem nächsten Ziel, Dessau.

Eine günstige Tankstelle ist kurz vor Dessau in Sicht und meine Vermutung, dass ich gut und sparsam gefahren bin, bestätigt sich. 7,8 Liter, das zeigt den Ansatz eines extra zarten japanischen Teefüßchen rechts, welches die komplizierte Regelung der Gemischaufbereitung eingeleitet hatte. Aber auch Kollege Tempomat hat mitgeholfen. Ich bin zufrieden! Ach ja, das Tanken, auch mit Ausblick auf das Headquarter vom Imbiss „Kolbenfresser“ (leckere Suppe und Würstchen mit Kartoffelsalat, ich könnt schon wieder...)

Kurz vor Dessau erreichen wir Ausläufer von den Wörlitzer Parklandschaften und wir halten an, um uns das „Luisium“ mit „Schlangenhaus“ anzusehen. Schöne angelegte Parks zwischen Mulde und Elbe. Dazu die barocken Bauten.
In Dessau beziehen wir zum Abend unser kleines Hotel, welches unseren Wünschen und der Beschreibung entspricht. Leckeres italienisches Essen, dazu ein trockener Pinot Griggio. Was will man mehr.

Nach gutem Frühstück beginnt der Sonntag mit einem kurzen Abstecher ins Junkers-Museum bzw. nur auf den Parkplatz, denn das Museum hat noch nicht auf. Die „falsche Lufthansa Illjushin 14“ muss ich doch ablichten, die dort im Morgenlicht steht.

Weiter geht es zu den Meisterhäusern von Gropius, Klee, Kardinsky (die Bekanntesten) in die Ebertstraße und an die Elbe zum Kornhaus. Der Bauhausstil in der Architektur fasziniert mich seit Jahrzehnten und nun bin ich an der Wirkungsstätte der großen Meister für Formen und Farben. Die anschließende Führung im Bauhaus in der Gropiusallee ist der Höhepunkt und so ist Wunsch 3 an diesem Wochenende voll erfüllt. Klasse!!

Zurück führt der Weg durch Halle wieder auf die A38. Das nun links liegende Kyffhäuser-Denkmal mit dem Kaiser Barbarossa zeigt einen markanten Punkt auf unserem Weg. Und hier in Berga verlassen wir die Autobahn und machen den für mich seit 10 Jahren üblichen Abstecher nach Norden in den Südharz. Hier liegt etwa 17 km weiter die wunderschöne Fachwerkstadt Stolberg, durch die eine ca. 1,5km lange Straße vorbei nur an tollen Fachwerkhäusern führt. Der obligatorische Cappo vorm Hotel zum Kanzler ist Pflicht.
Zurück geht es über Ilfeld nach Nordhausen und das geile Roadster-Feeling kommt über die bergige, kurvenreiche Straße. Es macht einfach nur Spaß und ist ein Unterschied zu den bisherigen hier von mir gefahrenen Autos. Bei Nordhausen fahren wir wieder auf die A38.


Das Ende der A38 naht und der Schock nach der Ankündigung im Verkehrshinweis ist zu sehen: STAU !! Warum wollen die alle da hin, wo wir her müssen und so quälen wir uns auf die A7 rauf und nutzen die Chance in Ha-Mü schnell wieder abzufahren. Welcome back auf der B80 und es geht nach Hann.-Münden rein, vor uns der schwarze Dortmunder Nasenbär, den wir irgendwann auf der A38 überholt hatten „Hallo wann hast Du mich überholt???“. In Ha-Mü trennen sich unsere Wege und der schwarze Nasenbär fährt auf der B3 Richtung Kassel, während wir der B80 Richtung Karlshafen bis hinter Reinhardshagen an der Weser entlang folgen. Dann links ab Richtung Hofgeismar. Die Straße ist klasse und ist fast genau richtig für den SLK, wenn nicht die vielen Schlaglöcher und buckeligen Teerflicken wären. Trotzdem macht es Spaß, den „Shark“ über die kurvenreiche Strecke zu jagen Richtung Aroldsen zur A44.
Was dann kommt ist typischer Sonntagabend Rückreiseverkehr Richtung Ruhrgebiet. Die Realität hat uns wieder. Auch der schwarze Dortmunder Nasenbär ist schon wieder vor uns. OK, hast gewonnen und warst wieder schneller auf der BAB. Hab so das Gefühl, dass der Hase und Igel mit uns gespielt hat.

In Oberhausen wird noch einmal der Rüssel an der Tankstelle in den kleinen Blauen gehalten, und dann geht es nach Hause in die Garage. Ein wunderschönes Wochenende nimmt mit wohligen Gedanken auf der Couch einige Zeit später sein Ende.
Klasse Tour! Kultur, Technik, Sehenswertes und schöne Gegend. Bärbel und ich sind sehr zufrieden und schauen uns unsere Bilderausbeute an.

Einen Wehmutstropfen bekommt das schöne Wochenende 2 Tage später. Der Super-Gau eines SLK: Oel im Motorsteuergerät lautet die Diagnose und ist der Grund für das lang anhaltende Lüfterproblem.


Achim, 3.9.13







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