Bremsbelagwechsel
Hi Leute,
hatte ja bereits in einem anderen Thread gefragt wegen Besonderheiten beim Wechseln der
Bremsbeläge und einige gute Tipps erhalten. Heute habe ich in 90min vorne und hinten die
Bremsbeläge gewechselt und muss sagen, dass es nicht wirklich schwer war.
Für alle die es sich ebenfalls zutrauen - hier eine Anleitung mit Bildern. Fahrzeug ist ein SLK
200 mit 50tkm. Beläge wurden zum ersten Mal gewechselt. Ich erhebe hier keinen Anspruch
auf Vollständigkeit und schließe jede Haftung aus.
Vorderachse:
1. Räder abmontieren:
Erstmal die Radschrauben lockern. Anschließend den Wagen mit dem Wagenheber anheben
und erstmal nur ein Rad abmontieren. Es zeigt sich folgendes Bild mit Bremsscheibe und -sattel:
Hier eine Nahaufnahme wo man gut die Belagdicke erkennt und wo der Bremsbelagwarnkontakt
sitzt - dieser hatte bereits ausgelöst und somit eine Warnung im Display generiert.
(Bremszylinder schon zurückgedrückt)
2. Bremszylinder zurückdrücken:
Der Bremszylinder drückt bekanntlich, wenn man das Pedal tritt, auf den im obigen Bild linken
(inneren) Bremsbelag. Vor dem Abbau des Bremssattels muss man den Bremszylinder in
seine Ausgangsposition nach links zurückdrücken, damit man den Bremssattel später über die
neuen, dickeren Beläge wieder drüberstülpen kann.
Ich habe einfach einen dickeren Schraubenzieher genommen und ihn z.B. zwischen Bremsbelag
und Sattel geschoben und Hebelkraft ausgeübt und den Zylinder nach links in seine Ausgangsstellung
langsam und vorsichtig zurückgedrückt. Es gibt hier auch ein Spezialwerkzeug,
mit dem man den Zylinder am ausgebauten Sattel zurückdrücken kann (so eine Art "Spreizer"),
aber so geht es auch.
Worauf man achten muss bei diesem Arbeitsschritt: Nicht direkt an der Bremsscheibe mit
dem Schraubenzieher ansetzen - dass kann sonst Riefen geben und wenn die Scheibe nicht
auch gleich getauscht wird, sollte man dies verhindern.
Außerdem sollte man keinesfalls die Gummimanschette des Bremszylinders (auf dem Bild
links hinter dem Stecker) beschädigen. Wenn dort Bremsstaub eindringt kann sich der Zylinder
festsetzen! Nachdem man den Zylinder also zurückgedrückt hat, kann es weitergehen.
3. Bremssattel abbauen:
Der Bremssattel ist mit 2 Schrauben gesichert. Diese einfach aufschrauben. Vorher sollte man
noch den Stecker des Bremsbelagwarnkontaktes mit einer Zange rausziehen. Der SLK hat nur
einen Warnkontakt vorne rechts. Wenn dies erledigt ist und die beiden Schrauben raus sind,
den Sattel einfach nach hinten abziehen und oben auf die Bremsscheibe legen oder an einem
Draht am Federbein aufhängen.
Dabei darauf achten die Bremsleitung nicht zu knicken - also am besten so nahe wie möglich
in der Ausgangsposition belassen.
4. Alte Beläge raus und neue rein:
Nachdem man den Sattel abgenommen hat, zeigt sich folgendes Bild:
Man kann nun ganz einfach die beiden alten Beläge rausziehen. Ebenso die Klammern, auf
den die Beläge gelagert sind. Die neuen Beläge kommen mit zwei neuen Halteklammern und
zwei neuen Schrauben, um den Bremssattel zu befestigen (ich habe allerdings wieder die alten
genommen da diese noch gut waren und aus Edelstahl...)
In den linken neuen Belag wird der neue Bremsbelagwarnkontakt von oben einfach rein gesteckt.
Bevor man jetzt die neuen Halteklammern verbaut, sollte man erstmal mit einer Drahtbürste
und Druckluft saubermachen. ACHTUNG: Dabei einen Mundschutz tragen! Der Staub ist
nicht gerade förderlich für die Gesundheit!!
Die neuen Halteklammern waren nicht ganz genau passend zu den alten. Ist schwer zu erklären
aber mit ein bisschen Biegen gingen die auch rein. Anbei ein Bild der neuen Klammern:
Jetzt werden die neuen Bremsbeläge in die Führungsnuten der Halteklammern eingeschoben.
Darauf achten, dass sie gut an der Bremsscheibe anliegen! Die eine Seite der Beläge, die
nicht an der Bremsscheibe anliegt, sollte man mit Kupfer- oder Keramikpaste dünn einschmieren,
damit die Bremse später nicht anfängt zu quietschen.
5. Zusammenbau:
Nach dem Einsetzen der neuen Beläge wird der Sattel wieder aufgesetzt. Vorher diesen auch
noch mal mit der Drahtbürste reinigen. Die beiden Schrauben mit ein wenig Caramba einsprühen.
Reindrehen und dann am besten mit einem Drehmomentschlüssel mit 25 Nm anziehen.
Also nicht bombenfest!
Das war auch schon das Kunststück. Danach Reifen rauf und Schrauben schon mal handfest
anziehen und auf zur Hinterachse.
Hinterachse
1. Beläge ausbauen:
Zuerst mal wieder den Reifen abmontieren.
Hinten sind die Beläge nur mit einem Stift und einer Haltefeder gesichert und man braucht
deshalb den Bremssattel nicht abzubauen.
Als erstes müssen die Bremszylinder wieder in ihre Ausgangsstellung gedrückt werden. Hinten
gibt es auf jeder Seite einen Zylinder. Hier habe ich einfach eine Wasserrohrzange verwendet.
Möglichst parallel die Zange ansetzen und langsam zurückdrücken.
Der Sicherungsstift im Bild muss anfangs mit einem Hammer sachte herausgeschlagen werden
und zwar von außen nach innen (oder im Bild von unten nach oben). Dabei muss man die
mittige Feder immer ein bisschen nach innen drücken, da sonst zuviel Spannung auf dem Stift
sitzt und man ihn nicht mit einer Zange gerade herausziehen kann:
Wenn der Stift raus ist, fällt die Spannfeder von alleine raus. Merken, dass der breite Teil
nach unten gehört! Dann einfach die alten Beläge rausziehen und auch erstmal mit einer
Drahtbürste die Führungen saubermachen!
Anschließend die neuen Beläge (mit Kupferpaste behandelt) einfach in den Sattel reinschieben:
Danach die Feder lose aufsetzten und den Sicherungsstift wieder durch beide Ösen der Beläge,
die Lasche in der Spannfeder und das gegenüberliegende Loch schieben. Ab der Hälfte
habe ich mit einem Hammer nachgeholfen.
Den Stift von innen vollständig eintreiben - der muss richtig im Sattel drinsitzen! Danach wieder
den Reifen aufziehen und ihr seit fertig!
Wenn ihr den Wagen abgelassen habt, müssen die Radmuttern mit 110Nm angezogen werden.
Bevor ihr nun zur anderen Seite übergeht, solltet ihr mal kurz das Bremspedal ein paar
Mal drücken, bis es wieder hart ist. Dadurch legen sich die eben zurück gedrückten Bremszylinder
und Beläge wieder an die Scheibe an. Macht ihr dies nicht, kann es sein, dass der
Bremsflüssigkeitsbehälter überläuft, wenn ihr die andere Seite bearbeitet.
So das war’s - kein Hexenwerk wie man sieht. Materalkosten beliefen sich für die neuen Beläge
auf 76€ inkl. Versand. Ich weiß jetzt nicht, was diese Arbeit bei eurem Freundlichen kostet,
aber wer etwas Spaß am Schrauben hat, kann sicher Geld sparen.
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