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Gero schrieb:

Essen

Skisport ist eigentlich nur etwas für Einzelgänger! Er wurde für sie erfunden! Der hektische Ruf eines Sportreporters nach Behle belegt es eindeutig. Da läuft einer bei einem olympischen Wettbewerb fünfzig Kilometer durch die Wälder Norwegens gegen hundert weitere Teilnehmer und ist dennoch alleine.
„Wo ist Behle?“
Selbst eine Kamera fing ihn nicht ein. Behle war fort! In den verschneiten Wäldern verschwunden. Er war alleine in eisiger Kälte. Als er dann doch im Ziel ankam, antwortete er einem Reporter, dass er sowieso alleine trainieren würde und ihm dieser Sport Spaß macht, weil er auf keinen Rücksicht nehmen muss.
Herzlichen Glückwunsch! Keine Rücksicht, keinen Kontakt! Deshalb mag ich den Winter nicht. Im Winter ist das Wetter häufig schlecht, ich bleibe im Haus und die Kontakte zu meinen Freunden verkümmern. Jedes Jahr das gleiche.

Und weil das so ist, liebe ich den Sommer und die Wärme. Wobei ich den Mai, als den schönsten Monat im Jahr empfinde. Er ist der erste warme Monat im Jahr, der Vorbote des Sommers, mein Hermes. Ja, Mairegen macht schön! Gut, macht er wahrscheinlich nicht, doch ist er warm und es ist daher nicht so schlimm, wenn man nass wird. Eine simple Erklärung für eine alte Redensart. Klar doch! Nur sie drückt nicht im Geringsten aus, was ich früher empfunden habe, barfuss in den Pfützen zu spielen, ja zu tanzen. Mit dem Mairegen kam langsam der Sommer, und dieser war und ist wiederum die Zeit der Gemeinschaft. Früher war man gezwungen in einer Gemeinschaft zu leben, mit ihr zu leben, mit den Menschen auszukommen. Die Nachbarn waren wichtiger als die Verwandten, denn nur sie konnten in aller Kürze helfen, wenn Not am Mann war. Zucker und Eier wurden unter den Frauen getauscht, Handwerkszeug und Arbeitskraft bei den Männern. Erinnern Sie sich noch an die abgebrannten Stoppelfelder? An den Geruch des gemähten Strohs und an die Kartoffelfeuer? Die Kartoffelfeuer habe ich geliebt. Die gesamte Nachbarschaft traf sich mit Stöcken und Kartoffeln, um diese in der Glut zu garen. Ich konnte nicht genug bekommen, von diesen schwarzen, rußig schmeckenden Knollen. Die Schale war verkohlt und durch die Hitze bekam man einen Teil nicht ab. Man aß ihn dann eben mit. Fertig! War egal!

Heute ist alles Krebs erregend, schlecht für die Cholesterin-Werte, schlecht für die Zähne, für die Lungen, für die Figur oder schlecht für das Ego. Und darum geht es doch heute wirklich. Ich fahre einen BMW, trage Diesel-Jeans, Schuhe von Hechter, eine Jacke von Joop und esse kein Fett. Gut, ab und zu gehe ich zu McDonalds, wenn es einmal schnell gehen muss, aber in der Regel esse ich viel Salat! Der ist gesund! Aber muss es heute nicht immer schnell gehen? Immer hektisch, immer flott? Wir waren damals lebensmüde Mutanten!
„Geben Sie mir bitte zwei Kilogramm Bauchfleisch, sechs Bratwürste, ein Viertel von der Leberwurst und dreihundert Gramm Suizid.“
So oder so ähnlich müssen wir beim Fleischer bestellt haben. Jedenfalls nach Annahme der heutigen Generation.
„Ihr habt auch wirklich alles gegessen“, sagte letztens mein Sohn zu mir. „Ist doch absolut ekelig, das ganze Zeug! Schweineohren, Schweineschwänze, Kaninchen, igitt!“
Da habe ich mich zurückgelehnt und gelächelt. „Ja“, habe ich gesagt, „da magst du Recht haben. Wir aßen damals aus heutiger Sicht seltsame Dinge. Wir haben aber auch gemeinsam gespielt, geliebt, getrauert, gelebt und gemeinsam gegessen. Das war es mir wert!“

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