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Beitrag von:
User existiert nicht mehr bei MBSLK.de |  Geschrieben am 14.12.2005 um 10:28 Uhr
| Weihnachten
Mir wurde in der Schule noch beigebracht, wann die die Jahreszeiten beginnen (Ergänzung für die jüngeren Leser: Frühling, Sommer, Herbst und Winter).
Vorbei!
Das mit dem Winter ist nun wirklich Schnee von gestern! Ist doch auch vollkommen egal, wann die Jahreszeiten anfangen, oder? Unsere Freunde aus aller Welt haben durch ihre notwendigen Friedenssicherungsprogramme die Erdkugel aus der Bahn gebombt. Amis, Russen, Chinesen, Franzosen, Inder und wer weiß noch bohren tiefe Löcher in die Erde, legen dann Atombomben hinein und zünden sie. Absolut notwendig, da einer möglichen Bedrohung durch die Morloks Vorschub geleistet werden muss. Es muss sich um die Morloks handeln, denn wer sonst kommt aus Erdhöhlen und verspeist den Rest der friedlichen Menschheit? So bin ich heilfroh, dass ich mir damals den Film „Die Zeitmaschine“ angeschaut habe, sonst wüsste ich gar nicht, wer uns aus dem Erdinneren angreifen soll. Und es handelt sich nicht um Kriegsmaterial! Hundertprozent sicher!
Uns wurde in der Schule und bei der Bundeswehr, da durfte auch ich fünfzehn Monate meines Lebens verplempern, beigebracht, dass das alles Friedenssicherungsmaßnahmen sind. Man produziert also Raketen, Bomben, Mörser, Splittergranaten, ABC Waffen, Atombomben und Langstreckenbomber um den Frieden zu Hause zu sichern. Vor der eigenen Haustüre eben.
Die in der DDR waren früher noch intelligenter! Die haben sogar zur Sicherung des Friedens einen Zaun um ihr Land gezogen, so richtig mit Stacheldraht. Da kam keiner durch, oder nur ein paar! Dass die nicht rein, sondern raus wollten, spielte bei dieser Maßnahme für den Frieden eine nur untergeordnete Rolle. Also bomben unsere Freunde des lieben Friedens Willen so herum und stellen fest, dass der Frieden die Erdachse verschoben hat.
Scheiße!
Blizzards, Taifune, Wirbelstürme, Springfluten, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Trockenperioden und Überschwemmungen sind die Folge. Aber alles nicht so schlimm, wir sind doch versichert! Und dass wir keinen Winter und keinen richtigen Sommer mehr haben ist doch nun wirklich uninteressant. Interessiert doch sowieso keinen mehr!
Früher wurden die Heizungen erst nach dem 21. Dezember angestellt - vorbei. Die verzinkte Badewanne wurde nach dem 21. Juni mit Wasser gefüllt und den Garten gestellt - auch vorbei.
Wir leben nach den Feiertagen: Ostern, Urlaub und Weihnachten! Früher hatten zwei Feste noch einen religiösen Anspruch, sogar einen kirchlichen Ursprung. Diesen will ich nicht in Abrede stellen, doch wer interessiert sich schon dafür, dass ein Typ an ein Kreuz genagelt wurde? Wir erleben live an unseren Bildschirmen, wie Menschen aus zusammenbrechenden Hochhäusern springen und wie Bomben auf Krankenhäuser geschmissen werden! Es schockt doch viel mehr, wenn nach dem Aufschlag eines Menschen aus 112 Metern die Gehirnmasse sich nach dem Zersplittern des Schädels auf dem Bürgersteig verteilt. Weihnachten war früher auch immer im Dezember und Ostern im März/April eines jeden Jahres. Vorbei! Auch vorbei! Ostern beginnt Mitte Februar und geht bis April, danach kommt Urlaub, der geht mit den Vorbereitungen und dem Heimflug bis Anfang Oktober. Dann beginnt die Weihnachtszeit.
Jedenfalls bei uns im Supermarkt. Ja früher, da ballte sich alles an zwei bis drei Tagen. Da war Streit in der Familie vorprogrammiert. Es gab nur in der Adventszeit die leckeren Lebkuchen, und wehe, wenn sich einer an meiner Ration vergriff. Heute kaufe ich mir Lebkuchen im Oktober und wenn er alle ist, na und? Dann wird eben neuer gekauft. Ja früher kamen die Verwandten zum Essen am ersten Feiertag. Auch vorbei! Bei zweiundfünfzig Wochenenden im Jahr, da kann man doch an jedem x-beliebigen Essen gehen. Nicht selber kochen! Leute, dass macht Arbeit! Wer will denn das heute noch? Bei dem täglichen Stress? Kinder zum Kindergarten bringen und wieder abholen, Klamotten aus der Reinigung holen, beim Pizza-Blitz die Mittagsmahlzeit aussuchen, den Mittagsschlaf halten, nett brunchen mit den Freundinnen, bei Ebay die neue Sommerkollektion bestellen. Ja, da bleibt keine Zeit für Firlefanz! Und dann kommt Weihnachten! Was für ein Stress! Der Tannenbaum muss ausgesucht werden! Nordmann oder halbedel? Wie dicht, wie hoch, wie breit? Wohin stellen wir den Baum? Und dann die Superstressfragen überhaupt: In welcher Farbe schmücken wir ihn dieses Jahr? Und mit was? Haben wir noch genügend Kugeln, Kerzen, Lametta, Engelshaar und so weiter. im Hause? Und es reicht nicht, dass nur der Baum schön aussieht. Nein! Wir wollen mehr! Es lebe Chevy Chase! Alles muss blinken und glänzen und das möglichst in mehreren Farben.
Wenn ich zur Weihnachtszeit in den Garten meiner Nachbarn schaue, wird mir einiges klar. Er, Ulf, war Oberfeldwebel bei der Bundeswehr, seine Frau war anscheinend immer nur seine Frau, jedenfalls so lange ich die beiden kannte. Ulf lässt zur Weihnachtszeit auffahren, und zwar richtig! Ab Anfang Oktober werden seine Dachrinne und seine gesamten Tannen im Garten verdrahtet. In den Fenstern leuchten Sterne per Lauflichter in vier Farben. Wer für sein Sylvesterknaller-Arsenal einen eigens dafür gebauten Schrank im Keller hat, der will auch zu Weihnachten wissen, wo der Hans die Gabi küsst. Wenn er dann seine geschätzten 2500 Lampen einschaltet, würde ich gerne einmal einen Blick auf seinen Stromzähler werfen. Jedenfalls haben sich schon einige aus unserer Straße von dieser Manie anstecken lassen. Die Bachs haben letztes Jahr sogar ein Tier auf dem First zum Leuchten gebracht. Meine Frau und ich streiten noch ab und zu darüber, um welche Rasse es sich gehandelt hat. Mir erschien es wie eine Kuh mit zu langem Hals, meine Frau sagt dagegen, dass es sich eindeutig um einen Hirsch gehandelt hat. Ich wäre nur gehässig und neidisch! Weil ich nicht so etwas Schönes hätte! Das hätte sie nicht sagen dürfen, denn jetzt habe ich einmal meine Connections spielen lassen und sechs Rentiere, in Originalgröße versteht sich, und einen Schlitten aus den USA besorgt. Wenn die hier mit ihren lächerlichen adventlichen Splittergranaten herumhantieren, dann zeige ich denen einmal, was eine richtige weihnachtliche Atombombe ist! Meine Frau will dieses Jahr über die Feiertage zu ihren Eltern, verstehe das, wer will!
--
Schöne Grüße aus Minden
Gero
Erwarte niemals Rindfleisch von einem Esel!
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Beitrag von:
User existiert nicht mehr bei MBSLK.de | Geschrieben am 14.12.2005 um 10:54 Uhr
| Oh Gero,
jetzt hat Dich aber die (Winter-) Weihnachtsdepression erwischt. Dabei ist doch dieses Jahr so, wie es bereits die letzten 20 Jahre war. Da hilft nur eines: Mach Dich weg und flieg dahin, wo es warm ist (und möglichst keine Weihnachtsmänner unter Palmen rumhüpfen) 
--
Gruß aus Oberhessen
Elmer |
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Beitrag von:
User existiert nicht mehr bei MBSLK.de | Geschrieben am 14.12.2005 um 20:00 Uhr
| Lieber Gero!
Meines Erachtens nach heißt die Geschichte nur "Weihnachten".
Was soll da jetzt das "und ich"?
Dadurch bekommt die Geschichte ja eine ganz andere Dynamik!
Ich danke Dir aber trotzdem für diese zwei zusätzlichen Worte, die mir wohlige Wärme in meiner verkühlten Adventstimmung zuteil werden lassen.
Frohe Weihnachten! 
--
Viele Grüße von
Michael
aus Braunschweig, der Stadt Heinrich des Löwen
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User existiert nicht mehr bei MBSLK.de | Geschrieben am 14.12.2005 um 20:31 Uhr
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Gero schrieb:
Lieber Michael,
falls du deinen Großeltern eine Weihnachtsgeschichte vortragen willst, kannst du sie gerne rezitieren. Dafür steht eigentlich auch das "und ich". Also "und du"...
Lieber Gero!
Es wird sich schwer gestalten, bei meinen Großeltern auf Gehör zu stoßen. Knappe 6 Fuß trennen sie von dem zum Leben nötigen Sauerstoff-Stickstoffgemisch, das auch Luft genannt wird.
Aber ich versuche lauter zu sprechen!
--
Viele Grüße von
Michael
aus Braunschweig, der Stadt Heinrich des Löwen
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